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gegen den zeitgeist
Veröffentlicht: 27.04.2022

In Deutschland glauben 31% der Bundesbürger, dass sie in einer Scheindemokratie leben. Unter den Ostdeutschen sind es sogar 45%, die das politische Geschehen für die Abfolge von mehr oder weniger gut inszenierten Theaterszenen halten. Auch in Österreich wird die Zahl derer immer größer, für die Politiker eher Schauspieler als verantwortlich handelnde Repräsentanten des Volkes sind.

Einen bemerkenswerten Bühnenauftritt lieferte die grüne, deutsche Familienministerin Anne Spiegel ab, als sie einen Tag bevor sie von den allmächtigen grünen Alphatieren Habeck und Baerbock von der politischen Bühne gefegt wurde, unter Tränen vor die Presse trat, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie während der Jahrhundertflut in Reinland-Pfalz, der hundertdreißig Menschen zum Opfer fielen, als damals verantwortliche Ressort-Chefin nicht vor Ort, sondern in Frankreich im Urlaub war und sich so gut wie überhaupt nicht um die Lage in der Heimat scherte. Das Einzige, was sie vor ihrer Abreise noch veranlasste, war in einer Presseaussendung zum Flutgeschehen den Begriff „Campingplatzbetreiber“ durch die korrekte Genderform „CampingplatzbetreiberInnen“ ersetzen zu lassen. Nach dieser letzten großen Tat von höchster Moralität verschwand sie für einen Monat in den Familienurlaub und bald danach von der Vorderbühne der Politik. Der theatralische Auftritt rettete sie nicht.

Politik ist außenorientiert

Heute ist für jedes kleine Kind offensichtlich, dass die Politik außenorientiert ist, was so viel bedeutet, dass ihr Handeln nicht von Grundsätzen und dauerhaften Werten bestimmt ist, sondern von Stimmungen in der Gesellschaft, die von geschickten Marktforschern laufend eingefangen werden. Das Ganze nennt man dann „evidence-based policy“. Politik, die sich dieserart prinzipienlos dem Souverän anbiedert, ist gierig nach Beifall und Anerkennung und glaubt am Ende, dass die Zuneigung des Volkes allein von verführerischer Rhetorik und eindrucksvoller Selbstpräsentation abhängt.