Beängstigend ist, dass sich das gehässige linke Meinungssegment immer stärker radikalisiert. Man hat das Gefühl, gerade etwas mitzuerleben, was man seit der Französischen Revolution gut kennt, das Umschlagen von progressiver Politik in moralistischen Furor und menschenverachtenden Terror.
„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Diesen Spruch habe ich in den letzten Tagen häufig gehört. Es ist das zynische Statement von Defätisten, von Menschen, die seit Monaten jeden Morgen mit der Erwartung erwachen, dass ab heute alles besser wird und die immer wieder erleben, dass sie von der Politik in Abgründe gestürzt werden, von denen keiner je gedacht hätte, dass es sie überhaupt gibt. Das Beängstigendste von allem aber ist, das sich das gehässige linke Meinungssegment immer stärker radikalisiert. Man hat das Gefühl, gerade etwas mitzuerleben, was man seit der Französischen Revolution gut kennt, das Umschlagen von progressiver Politik in moralistischen Furor und menschenverachtenden Terror. In seiner Phänomenologie des Geistes schreibt Hegel vom „Herzklopfen für das Wohl des Menschen“, das „in das Toben des verrückten Eigendünkels“ übergeht, “weil es sich in das Gefühl hineinsteigert, nicht nur Recht, sondern das Recht der Menschheit zu haben, was jeden Widerstand zu einem Widerstand gegen die Menschheit macht.” Hegel spricht vom „Toben der Selbstgerechten“ und von „fanatischen Priestern“, die die Menschheit betrügen, indem sie, anstelle des versprochenen Glücks, Erniedrigung, Unterdrückung und Elend in die Welt bringen. Psychisches Elend und materielle Armut hat die seit Jahren anhaltende Teuerung ins Leben vieler Menschen gebracht. Österreich ist einer der Teuerungshotspots in Europa. Und wie zur Verhöhnung der Bürger jubelten die von der Politik durch Presseförderung und Inseratenjobs bestochenen Medien zuletzt darüber, dass im Februar die Inflationsrate so niedrig wie schon lange nicht mehr war. Lediglich um 4,3 % sind die Preise gestiegen, die Lebensmittel zwar noch um 5,4 %, aber insgesamt, so wird suggeriert, sehe man Licht am Ende des Tunnels. Diese Art der Berichterstattung ist nicht Schönfärberei, es ist viel schlimmer, sie ist Bürgerbetrug. Vor allem die Mittelschichten haben die Teuerungswellen der letzten Jahre noch nicht verkraftet, weil sie von der Regierung im Stich gelassen wurden. Wenn jetzt die Preise moderat weiter steigen, bringt das für diese nicht die Wende zum Guten, sondern die Fortsetzung der sozialökonomischen Strangulation, die für viele bürgerliche Familien ein langsames und deshalb besonders qualvolles Sterben bedeuten wird.
Neu ist, dass man eine ruinöse Politik nicht mehr kritisieren darf