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gegen den zeitgeist
Veröffentlicht: 11.12.2024

Die USA stecken ja bekanntermaßen in einer Opioidkrise. Das bedeutet, dass die Zahl der Menschen, die die Härten des Lebens in der entfesselten Wettbewerbs- und Konkurrenzgesellschaft nicht mehr aushalten und sich deshalb betäuben müssen, immer größer wird. Mehr und mehr hat sich die amerikanische Gesellschaft in einen Kampfplatz verwandelt, auf dem der völlig hemmungslose Krieg jeder gegen jeden herrscht. Jedes Mittel ist recht, um zum Erfolg zu kommen, vor keiner hinterhältigen Finte der Mitbewerber ist man mehr sicher. Der tägliche Wettkampf um Macht und Geld findet jenseits von Gut und Böse statt. Moral ist nur mehr Gegenstand von Kirchenpredigten oder pessimistischen Feuilleton-Beiträgen. Über sie wird vielleicht gesprochen, niemals aber nach ihren Grundsätzen gehandelt. Der kategorische Imperativ ist tot wie Kant. Man kann ihn am Friedhof der Fantasien über das Gute im Menschen besuchen und dort ein paar melancholische Gedanken niederlegen. Wie schön war es doch früher, als die Menschen noch ehrlich und fair zueinander waren. Die österreichische Politik steckt nicht in einer Opioidkrise. Vielleicht wird von der einen oder anderen handelnden Person ein wenig gesoffen, darüber hinaus ist sie aber weitgehend nüchtern. Und trotzdem machen die Parteien des Landes den Anschein, als wären sie Halbbetäubte, die fröhlich und irre grinsend durch die Gegend wanken. Egal was auch über sie kommt, nichts lässt in ihnen Kampfgeister erwachen und Überlebenswillen aufkommen. Die Szenerie wirkt wie eine Art Reprise der Geschichte des lieben Augustins. Obwohl alles hin ist, gehen die abgewirtschafteten Parteien schwankend aber aufgeräumt ihrer Wege durch die Katastrophen der Zeit. Und wie der fröhliche Zecher von einst werden sie in der Pestgrube landen, im Gegensatz zu ihm diese aber nicht mehr lebendig verlassen. Italien oder Frankreich haben es ja vorgemacht, dass es ohne traditionelle konservative und sozialdemokratische Parteien auch geht. Dem guten Beispiel aus dem Ausland scheinen die beiden ehemaligen Großparteien mit aller Kraft nacheifern zu wollen. 

Die ÖVP im Abwärtsstrudel