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gegen den zeitgeist
Veröffentlicht: 10.11.2025

Der Glaube der jungen Österreicher und Österreicherinnen ist vielfältig und divers. Er ist zum Teil sehr klassisch und traditionell, vor allem wenn man den institutionellen Glauben betrachtet. In diesem Bereich wird an das Leben nach dem Tod (66 %), einen allmächtigen Gott (65 %), aber auch an Wunder (64 %), Engel (63 %) und den Himmel (63 %) geglaubt. Aber es gibt auch viele skurril anmutenden Glaubensformen und Glaubensobjekte. So glauben 44 % der jungen Österreicher an Horoskope, 34 % an Homöopathie und 27 % an Ufos. Chemtrails halten 15 % für real, 10 % glauben, dass Elvis noch lebt und 10 % sind davon überzeugt, dass unterhalb der Erdoberfläche die Reptiloiden hausen. 

Der Supermarkt der Esoterik

Es zeigt sich also, dass es viele Heiligtümer gibt und nicht alle davon haben mit den institutionalisierten Religionen zu tun. Neben den institutionalisierten Glauben ist der "Supermarkt der Esoterik" getreten. Dort werden "Fetische" verkauft, denen magische Kräfte innewohnen sollen, wie zum Beispiel Steine, die man auf das Nachtkästchen legt und die Kopfschmerzen vertreiben oder einen ruhigen Schlaf bewirken. Manch einer hängt sich einen Traumfänger übers Bett, damit dieser die Angstträume einfängt, ein zweiter geht zum Energetiker und lässt sich sein Immunsystem aufpimpen und ein dritter schwört auf Grander-Wasser und lässt sich eine Granderanlage in sein Haus einbauen, die sein Wasser beleben soll. Und auch Schamanen, Gurus und schöne Ayurveda-Mönche haben Konjunktur. Deshalb bleiben vielfach die Kirchen leer, weil die kommerziellen Anbieter, vom Geistheiler über den Kartenleger bis hin zum buddhistischen Yoga-Institut, die Gläubigen abziehen. 

Warum funktioniert die Esoterik?

Warum das funktioniert? Erstens versprechen diese Anbieter eine unmittelbare Wirkung im Hier-und-Jetzt und darüber hinaus sind die modernen Heiler weitaus aufregender und spektakulärer als die dröge gewordenen Kirchen, die nichts als Moralismus und wirkungslose Segnungen zu bieten haben. Und der Yogalehrer ist eben attraktiver und auch zu haben, im Gegensatz zum keuschen und stocksteifen Priester. Ausgenommen vom Niedergang des institutionellen Glaubens in Europa ist der Islam. Er ist vital und selbstbewusst und die jungen Männer, die ihre Lehre in den Parkanlagen zelebrieren, sind stark, erotisierend, anziehend und vor allem mutige Kämpfer. Das gefällt den jungen Männern und den Frauen. So ist es gekommen, dass der Islam zu einer Art Super-Religion aufgestiegen ist, die vor allem die politische Linke bezaubert und auch an den Universitäten zur spirituellen Leitkultur geworden ist. Während die christlichen Würdenträger wie satte Löwen in ihren Palästen sitzen, umkreisen die geschickten und beweglichen muslimischen Füchse die Kirchen und Dome und machen sich dazu bereit, mit der feindlichen Übernahme zu beginnen. Die Dichotomie der satten Löwen und der hungrigen Füchse geht übrigens auf den italienischen Soziologen Pareto zurück.     

Politischer oder spiritueller Glaube?