Schon in den 1980er Jahren war die SPÖ bekannt für ihre oberlehrerhaften Plakatslogans, mit denen sie die Bürger wie Kleinkinder resolut zur Ordnung rief, wenn diese nicht so spurten, wie sie wollte. So befahl damals ein Plakat mit der Headline „In Zeiten wie diesen“ herrisch, die rote Regierung in Krisenzeiten nicht zu kritisieren, sondern konstruktiv zu sein und brav bei allem mitzumachen, was von oben herab dekretiert wird. In seiner unnachahmlichen Art hat damals Manfred Deix die arrogante SPÖ-Kommunikation aufs Korn genommen, indem er ironisch textete: „In Zeiten wie diesen, net seids deppert, nicht goschert sein, kritisieren ist nicht leiwand.“
Was den Umgang mit dem Wahlvolk betrifft, sind die Genossen heute noch so wie damals. Vor allem der Retrokurs der beiden durch eine lauwarme Freundschaft verbundenen neuen Säulenheiligen der Partei, Michael Ludwig und Andreas Babler, hat dazu geführt, dass die SPÖ in die Kampagnenkultur der 1950er Jahre zurückgekippt ist. Babler wendet sich einmal die Woche im Stil des patriarchalen nordkoreanischen Staatsgründers Kim-Il-Sung an die Bevölkerung, um ihr zum Beispiel die richtige Kinderernährung beizubringen. Irgendwann wird er wohl die Lebensmittelkarten der Nachkriegszeit wiederentdecken und sie als einzig sinnvolle Lösung gegen die galoppierenden Lebensmittelpreise stolz präsentieren. Und sein Freund Michael Ludwig lässt den einfältigen Slogan „Zusammenhalten“ in ganz Wien plakatieren, der tatsächlich nichts anderes meint, als „Hände falten und Goschen halten“. Unter Zusammenhalt versteht man nämlich in der rot-pinken Stadtregierung, unkritisch alles zu bejubeln, was diese Regierung will. Will man etwas anderes, dann ist man entweder ein Querulant, ein Volksverräter oder gar ein Rechtsextremer.